Ein unwirtlicher Freitagabend im Februar 1988 in einem Kreuzberger Hinterhof. Eine Bassbox rattert über den Asphalt, geschoben von einem erwartungsvollen Bassisten. Es ist Bernhard, der Mann, der gerade bei seiner Band in Ungnade gefallen ist, weil er zu einem Auftritt kein Glitzerjackett anziehen wollte. Folge: Rausschmiss. Durch eine Anzeige in der Zweiten Hand hatte er den Kontakt zu einer namenlosen Band mit einem namenlosen Gesprächspartner gefunden, die ihn an jenem Abend im Februar casten wollte. Bernhard, der bürgerliche Zeitgenosse aus dem westberliner Süden, trifft an diesem Abend auf drei Musiker, die abenteuerlich ausschauen; so stellt man sich Kreuzberger Musiker vor, die die Kreuzberger Nächte lang werden lassen. Nach einer kurzen Auffahrt im Lastenaufzug landet man im zweiten Stock eines Fabrikgebäudes – ein kurzer Gang durch schmuddelige Gänge – schon ist der Übungsraum der Band erreicht. Zu diese Zeit sind die Musiker allesamt in den Dreißigern, das Haupthaar ist noch voll und hat seine natürliche Farbe. Der Übungsraum in der Köpenicker Straße ist ideal: er besitzt Fenster und verfügt somit über Tageslicht, obwohl die Band dies nicht braucht, denn die Übungstermine sind immer am Freitagabend – im Winter ist es um diese Zeit ohnehin draußen dunkel. Und was interessiert die Band auch die Außenwelt? 1988 gibt es noch die Mauer – es finden auch noch echte Demos mit richtigen Krawallen in Kreuzberg statt. Wenn ein Übungsabend auf einen solchen Demotermin fällt, wird nicht geprobt: meistens ist der Bereich um das Schlesische Tor weiträumig abgesperrt, sodass für den Normalbürger kein Zugang zum Übungsraum existiert.
Schreibe einen Kommentar